Nachdem Hannover bereits im Jahr 1303 in vier Stadtbezirke unterteilt wurde, erhielten die Hauptleute dieser Bezirke jeweils eine Fahne. Das hört sich jetzt ziemlich großspurig an: vier Stadtbezirke. Hannover war man gerade ein paar tausend Einwohner stark und die Stadtbezirke waren eigentlich nur 4 Straßenzüge mit ein paar Querstraßen, aber es lag an wichtigen Handelsrouten und so gab es immer wieder Feldherren, die Hannover erobern wollten.
Zwar hatte Hannover bereits 58 Jahre zuvor die Stadtrechte erhalten, aber eine Stadt war es eigentlich noch nicht. Die Verleihung eben dieser Rechte bewirkte jedoch zumindest, daß die Stadt wuchs, und somit wurde es auch notwendig eine entsprechende Ordnung zu schaffen.
Ein Teil dieser Ordnung waren die Bruchmeister, zum anderen aber auch eine Organisation der Bürgen mit deren Aufgaben.

Strassenzüge
Einteilung der StadtHannover bestand im wesentlichen aus vier großen Straßen: Oster-, Lein-, Köbelinger- und Marktstraße. Diese waren auch die Namensgeber dieser „Quartiere“. Deren zugeordnet waren die kleineren Nebenstraßen. Die Bewohner dieser Haupt- und Nebenstraßen waren zu diversen Diensten für die Stadt verpflichtet: Ordnungs- und Reinigungs sowie Verteidigungs- und Brandeinsätze.
Kam es z.B. zu einem Brand hatten sich die Bürger aller Quartiere an vordefinierten Orten zu treffen. Um die Hilfsdienste schneller koordinieren zu können, erhielten die Bürger eines jeden Quartiers auch eine andersfarbige Fahne. Sie hatten sich unter der Fahne zusammen mit ihren Waffen einzufinden und der Fahne zu folgen. Denn auch ein Brand konnte ja ausgelöst worden sein durch einen Angriff auf die Stadt – und die hatten die Bürger ja ebenfalls zu verteidigen.
Die Bürger der Osterstraße erhielten eine weiße Fahne, die der Marktstraße eine rote, eine gelbe für die Leinstraße und die Bürger der Köbelinger Straße erhielten eine grüne Fahne.
Bei vielen Anlässen trugen die Bürger ihre Fahnen voran. Natürlich bei den fast jährlichen Musterungen seitens der Stadt, ob seine Bürger auch wehrbereit sind. Bei Feiern und großen Anlässen wie Krönungen und Huldigungen seiner Könige und natürlich Empfängen wichtiger auswärtiger Gäste. Gerne schmückte sich die Stadt mit ihren Städt. Fahnen. Und gerne stiftete ein Landesherr auch neue Fahnen für seine Bürger, wie z.B. Herzog Ullrich im Jahre 1614.
Die Einteilung der Stadt in diese vier Quartiere spiegelt sich dann auch im Schützenausmarsch wieder. Hier gibt es die vier Züge, die nunmehr in die vier Kreise, den Himmelsrichtungen Nord, Süd, West und Ost aufgeteilt ist, und die Schützenvereine in den ensprechend zugeordneten Kreisen marschieren. Jedem Zug voran geht ein Bruchmeister mit einer dieser Fahnen.
Kenner werden natürlich festgestellt haben, daß das obige Foto natürlich keine Fahnen, sondern Standarten zeigt. Leider sind die Fahnen, die im Vaterländischen Museum (heute Historisches Museum) aufbewahrt wurden, vermutlich bei den schweren Luftangriffen auf Hannover im Jahr 1943 vernichtet worden.
Im Jahr 1950 wurden die Fahnen ersetzt durch die noch heute gebräuchlichen Standarten. Engagierte Männer wie Franz Schuchard (Bruchmeister-Jahrgang 1932) sowie der spätere Ehrenvorsitzende des Collegiums, Friedrich „Fritz“ Menge (Bruchmeisterjahrgang 1931) überzeugten die hannöverschen Brauereien diese Standarten zu stiften.

Standartenweihe 1950
Sie wurden 1950 geweiht durch den Präsidenten des Verbandes hannoverscher Schützenvereine Hermann Wüstehoff (Bild).
Heute wie damals übergeben die Bruchmeister des Vorjahres bei der feierlichen Bruchmeister- verpflichtung im Neuen Rathaus ihre Standarte an Ihre Nachfolger, die sie dann für ein Jahr in Ehren tragen.
Die Bruchmeister mit Standarten dienen der Landeshauptstadt Hannover gerne bei festlichen Anlässen und Veranstaltungen als besonderer Rahmen.